Wie haben sich die Schmerzen in den 6 Wochen Bestrahlung entwickelt?
Kurz zusammengefasst – ich habe meine 6 Wochen Bestrahlung relativ gut überstanden. Meine Schmerzen waren in den letzten Wochen heftig und ich habe kein gute Mittel gegen die Schmerzen gefunden. Die während der Bestrahlung meist entstehende Mukositis, dass ist die Entzündung der Mundschleimhaut, ist für die Schmerzen verantwortlich. Du willst mehr über Mukositis wissen? Dann schau gerne auf dieser Infoseite nach. Wenn Du gerade am Anfang Deiner Behandlung stehst, kannst Du hier nachlesen, wie sich mein Schmerzlevel während der Bestrahlung entwickelt hat. Deine Entwicklung und Dein Schmerzempfinden können vollkommen anders sein. Das hier ist meine Erfahrung. Aber vielleicht kann ich Dir damit helfen.
Schmerzlevel Woche 1 der Bestrahlung
Während der ersten Woche habe ich quasi täglich auf Schmerz gewartet. Jedes Mal bei den ersten Bestrahlungen dachte ich „jetzt spürst du gleich die Schmerzen der Verbrennung“. Die Schmerzen blieben aber zum Glück noch aus. Jedoch kribbelte meine Zungenspitze von Tag zu Tag doller.
Schmerzlevel Woche 2 der Bestrahlung
Ab der zweiten Woche stellte sich ein dauerhafter Schmerz ein. Stellt Euch das Schmerzlevel in etwa so vor, als ob ihr euch die Zunge kurz mit einem kleinen Schluck zu heißem Tee oder Kaffee verbrannt habt. Das ist noch nicht schlimm, auf Dauer einfach unangenehm.
Schmerzlevel Woche 3 der Bestrahlung
Ab Woche drei wurde es heftiger. Den kleinen Schluck zu heißen Tee hatte ich sozusagen dauerhaft im Mund und entsprechend hartnäckiger wurden die Schmerzen. Das alles ließ sich aber noch gut ohne Schmerzmittel aushalten. Ich habe lediglich vor dem Essen mit einer schmerzstillenden Mundspülung meinen Mundraum betäubt und konnte noch relativ gut z.B. eine Kürbissuppe essen.
Schmerzlevel Woche 4 der Bestrahlung
Meine Zungenspitze wurde ab Woche vier am empfindlichsten. Die fühlte sich an, als ob ich sie mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt hätte. Der Rest des Mundes ging so in Richtung kochendes Wasser im Mund. Dauerhaft natürlich. Diese Schmerzen lassen nie nach. Das Schmerzlevel hält sich konstant den ganzen Tag und die ganze Nacht. Ich hatte keine Lust mehr etwas zu essen, denn dann wurden die Schmerzen immer noch größer. Die betäubende Mundspülung hätte ich am liebsten dauerhaft im Mund behalten.

Schmerzlevel Woche 5 der Bestrahlung
In dieser Woche habe ich das erste Mal aktiv bei meinem Bestrahlungs-Doc nach Möglichkeiten der Schmerzbehandlung angefragt. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Der Schmerz war auf dem Level dauerhaft kochendes Wasser im Mund zu haben, gekrönt mit einer Prise Rasierklingen. Ich hatte mehrere offene Stellen im Mund, meine Zungenspitze glühte weinrot. Ich habe täglich 4x Ibuprofen 800 genommen und zusätzlich 1-2x täglich Tramadoltropfen. Geholfen hat es bei mir nicht.
Schmerzlevel Woche 6 der Bestrahlung
Einen passenden Vergleich für das Schmerzlevel ab Woche sechs habe ich gar nicht. Es war noch schlimmer als zuvor. Trotzdem habe ich die Einnahme von Schmerzmitteln wieder auf ein „normales“ Maß von 3x täglich Ibu 800 reduziert, denn ob ich die Tramadoltropfen nun noch genommen habe oder nicht – es hat absolut nichts an den dauerhaften Schmerzen geändert. Also warum den Körper noch mehr belasten und vollpumpen? Meine behandelnde Ärztin hatte auch nichts mehr parat. Das Motto war nur noch DURCHHALTEN!!! Und nicht durchdrehen…
Wenn ich das gewusst hätte
Ich hatte in der letzten Woche der Bestrahlung wirklich den Glauben daran, dass nach Ende der Bestrahlung alles besser wird. Das war mein Rettungsanker um durchzuhalten. Wenn ich gewusst hätte, dass die Schmerzen danach einfach noch gute 2 Wochen unverändert auf dem Hardcorelevel von Woche 6 bleiben…. ich weiß nicht, ob ich mich dann nicht hätte doch an den Tropf hängen lassen und einfach wegbeamen.
Ich glaube, gesagt hatte man es mir sehr wohl. Aber ich wollte es, vor allem in der letzten Woche, nicht wahrhaben. Ich wollte glauben, dass es nach der letzten Bestrahlung mit Sicherheit jeden Tag ein kleines bisschen besser wird. Das wurde es nicht. Die Schmerzen blieben. Ich habe mich täglich in den Schlaf geweint und war um jede Stunde froh, die ich wegdämmern konnte.
Wann wurden die Schmerzen weniger?
Es war ein schleichender Prozess. Fast so wie vorher von mir erhofft, wurde es plötzlich wirklich von Tag zu Tag besser. Ich meine, dass es so ab der dritten Woche aufwärts ging. Die Schleimhaut regenerierte sich ein wenig und die Schmerzen gingen zurück. In Babyschritten. Aber immerhin wurde es besser. In Woche fünf nach der Bestrahlung stagnierte es wieder. Das war schlimm, denn mit den kleinen Besserungen hatte ich Kraft und Hoffnung geschöpft. Die Stagnation war ein psychischer Rückschlag. Zum Glück hatte ich in diesen Tagen meinen ersten Termin bei meinem onkologischen Psychotherapeuten. Der mir geraten hat, mir ein konkretes Ziel zu setzen. Mein Ziel war Weihnachten. Ich wollte an Weihnachten mit meiner Familie einen Tapas-Abend zu Hause machen UND ich wollte etwas mitessen!
Und gute 7 Wochen nach Ende der Bestrahlung habe ich mein Ziel erreicht. Ich habe mit meiner Familie Weihnachten gefeiert. Wir haben Tapas gegessen. Okay, ja, ich habe sehr sehr langsam gegessen und nicht ohne Schmerzen. Aber hey, es war soviel besser geworden. Es war gut für mich, in diesem Moment. Ich habe sogar alkoholfreien Wein getrunken. Es war ein wunderschöner Abend.