Meine Geschichte – Es geht bergauf
Ehrlicherweise lässt es sich rückblickend am besten beurteilen. Im Krankenhaus war es mir nicht wirklich bewusst – aber es ging bergauf! Immer von Rückschlägen begleitet, ja. Die Grundrichtung war aber nach oben. Mit diesem scheißschweren Rucksack voller Angst, Ungewissheit, Schmerzen und Sorgen auf dem Rücken kämpfte ich mich bergauf.

Ich wurde noch immer künstlich ernährt. Bis zu diesem einen Tag hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Dann sah ich den Beutel und vor allem die Inhaltsstoffe das erste Mal bewusst. Boah, da war mir gleich noch schlechter als vorher. Ich hatte die ganze Zeit mit Übelkeit und Sodbrennen zu kämpfen und musste mich trotz der Trachealkanüle oft übergeben. Manchmal mehrmals am Tag. Nachdem ich nun die Inhaltsstoffe gelesen hatte, habe ich meine Übelkeit auf die künstliche Ernährung zurück geführt. Und eine Entscheidung getroffen. Weg damit!
Das habe ich den Ärzten bei der Visite per Zettel mitgeteilt. Die waren nicht begeistert. Haben aber letztlich unter der Auflage, dass ich Ihnen beweisen muss, dass ich essen kann, zugestimmt. Ich bekam eine neue Trachealkanüle eingesetzt, damit ich versuchen konnte zu essen. Etwas kleiner als die Erste und jetzt mit Wechselaufsatz. Einer zum sprechen, einer zum essen. Vor diesem Auswechseltermin hatte ich einen riesen Bammel. Ich dachte das wird mit Sicherheit ein total fürchterliches Gefühl werden, wenn die alte Kanüle gezogen wird.
Das war mein erster Ausflug aus meinem Zimmer. Ich wurde mit einem Rollstuhl ins Behandlungszimmer gefahren. Total spannend. Aus dem Bett aufstehen. Was für ein wackliges Gefühl auf den eigenen Beinen zu stehen. Dann saß ich total ängstlich auf dem Behandlungsstuhl. Schweißnass. Augen zugekniffen. In Erwartung der nächsten Schmerzen. Und dann sagte Dr. Baumann in seinem lustigen österreichischen Dialekt: „Geh´Frau Ellis, jetzat machens doch a mal die Augen auf“. Das tat ich. Und sah direkt in sein grinsendes Gesicht, keine 5 cm von meinem entfernt. Er lachte und sagte zu mir: „Es is scho alles vorbei. Sie müssen doch net so a Angst haben“.
Wenn ich gewusst hätte, dass nichts anderes passieren würde, als sowieso jeden Tag, wenn die Kanüle gereinigt wurde…. Tja, aber das wusste ich eben nicht.
Und so konnte ich meine ersten Ess- und Sprechversuche starten. Das Sprechen klappte gleich ganz gut. Ich hatte allerdings Probleme beim Essen. Eis, Pudding und Grießbrei. Das war alles, was ich vom Krankenhaus bekommen habe. Nach 2 Tagen konnte ich den Süßkram nicht mehr ertragen. Dann gab es Toast. Das konnte ich noch nicht richtig kauen oder schlucken. Also kam meine Schwester jeden Tag mit selbst gekochter Suppe zu mir ins Krankenhaus. Ich habe leckere Kürbis-Kartoffel-Suppe oder Brokkolisuppe gegessen. Und das ging echt gut.