Diagnose Zungenkrebs – Teil 14 Die Bestrahlung

Maske bei Bestrahlung im Gesichtsbereich

Vorbereitung auf die erste Bestrahlung

Um mit der Bestrahlung im Kopfbereich beginnen zu können, muss erstmal eine sehr dickwulstige Biss-Schiene angefertigt werden. Die Schiene soll wohl einen kleinen Schutz für die Zähne vor der Strahlung geben. Für die Anfertigung bin ich zu meinem MKG-Chirurgen gefahren. Er hat sich im Vorwege schon um die Kostenübernahmeanträge bei meiner Krankenkasse gekümmert. Bei mir wurden die Kosten für diese speziellen Schienen voll übernommen.

Als nächstes muss die Gesichtsmaske angefertigt werden. Das wird in der Radiologischen Praxis gemacht, in der auch die Bestrahlung stattfindet. Die Maske muss super eng sitzen und wird später an der Liege fixiert, auf der man während der Bestrahlung liegt. Es soll damit jede Bewegung vermieden werden, damit die Strahlen auch dahin kommen, wo sie hin sollen.

Die Maske besteht aus einem thermoplastischen Kunststoff der im Wasserbad weich und anpassungsfähig gemacht wird. Das Ganze wurde mir sehr warm auf mein Gesicht gelegt und angepasst. Als erstes wurden die Nasenlöcher frei gemacht. Trotz allem ist es ein heftiger Akt, weil ich vollkommen ausgeliefert auf dieser Liege lag. Dann werden auf der Maske die Markierungen für die Strahlentherapie gesetzt.

So in etwa sieht eine Maske für die Bestrahlung aus

Die erste Sitzung

Zwei Tage vor meinem 43. Geburtstag hatte ich die erste Sitzung. Mir wurde alles genau erklärt, die Maske kannte ich schon vom anpassen und trotzdem hatte ich ein mega mulmiges Gefühl. Es geht los. Hart. Jetzt gibt es kein zurück mehr. War es die richtige Entscheidung? Wie wird sich das anfühlen, wenn die Strahlen auf mich treffen? Spüre ich überhaupt etwas davon? Wann werden die Schmerzen einsetzen? Totales Chaos in meinem Kopf.

Ich muss mich in einem kleinen Vorraum ausziehen, allen Schmuck ablegen und bereits die dicken und sehr unbequemen Zahnschienen überstülpen. Mir ist kalt. Dann auf die Liege. Eine Mitarbeiterin setzt mir die Maske auf und fixiert diese seitlich an der Liege. Ich kann ohne fremde Hilfe nicht mehr weg. Leichte Panik steigt in mir auf. Wegatmen und versuchen an etwas schönes zu denken. Mein Krafttier, wo ist es? Ich versuche mich auf Bilder in mir zu konzentrieren.

Bei den ersten Sitzungen dauert es länger, da genau überprüft wird, ob ich in der richtigen Position auf der Liege bin. Dafür wird vor der eigentlichen Bestrahlung noch ein CT gemacht. Wenn alles passt, geht es los. Die Bestrahlung selbst dauert nicht lange. Ich weiß es gar nicht mehr genau, es ist nun doch schon 3 Jahre her. So ca 4 – 7 Minuten, glaube ich mich zu erinnern. Und man spürt übrigens nichts davon 🙂

Meine tägliche Tour für 6 Wochen

Meine Bestrahlung ist auf 31 Tage ausgelegt. Das bedeutet, jede Woche täglich von Montag bis Freitag ins Strahlentherapiezentrum nach Dachau fahren. Ich habe mir Termine am Vormittag geben lassen, um nachmittags bei meinen Kindern sein zu können. Manche meiner Ärzte meinten, es wäre angenehmer die Termine am späten Nachmittag zu haben, weil ich sehr müde sein würde nach der Bestrahlung. Ich habe mich gegen diese Ratschläge entschieden. Im nachhinein kann ich sagen, es war eine gute Entscheidung weil mich die Bestrahlung nicht müde gemacht hat und ich einen Orga-Punkt weniger auf der Liste hatte, nämlich die Kinderbetreuung.

Da ich nicht mit dem Taxi fahren wollte, habe ich mir meinen persönlichen Fahrdienst aus meinem Vater, meinem Schwager und meiner Freundin zusammengestellt. Da ich das Glück habe, dass meine Familie und Freunde hier in der Nähe leben, konnte ich mir diesen Luxus leisten. Ich habe mich damit wohler gefühlt als anonym mit einem Taxi zu fahren. Diese Entscheidung muss aber jeder für sich selbst treffen, da es bestimmt Menschen gibt, die gerade diese Anonymität brauchen um mit der Situation klar zu kommen. Abgesehen davon ist es aber leider auch eine Kostenfrage mit dem Taxi zu fahren. Mittlerweile muss man auch bei einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse pro Fahrt einen Eigenanteil von 5 EUR leisten.

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