Diagnose Zungenkrebs – Teil 5

Meine Geschichte – Intensivstation nach Zungenkrebsoperation

An meine Tage auf der Intensivstation nach meiner Zungenkrebsoperation kann ich mich kaum erinnern. Eine Sache ist mir allerdings glasklar im Gedächtnis geblieben. Die unfreundliche Stimme einer Schwester.

Man hatte mich auf der Intensivstation auf die gesunde Körperhälfte und entsprechend auf die gesunde Gesichtshälfte gebettet. Nachdem ich immer wieder und öfter Wachphasen hatte nach meiner Zungenkrebsoperation, habe ich selbst gemerkt, dass mir mein Ohr auf der Seite, auf der ich lag, richtig starke Schmerzen bereitete. Das Ohr fühlte sich irgendwie geknickt an.

Ich wollte mich verständlich machen, was ohne Stimme und Sprache plötzlich schwer ist. Also habe ich signalisiert, dass ich etwas zu schreiben haben möchte. Mein Sichtfeld war durch meine Seitenlage und meine Unbeweglichkeit sehr eingeschränkt. Deswegen sah ich niemanden und hörte nur die unfreundliche Stimme: „jetzt will die auch noch was zu schreiben haben, wo kommen wir denn da hin“?

Dann war ich wieder allein mit meinem spürbar umgeknickten Ohr… Es dauerte, ich döste wieder weg.
Bis irgendwann ein Arzt vorbei kam und ich wieder versuchte zu zeigen, dass ich etwas mitteilen möchte, also etwas zu schreiben brauchte. Und wieder kam die Stimme der Schwester ohne Gesicht zu mir „… ständig will sie was zu schreiben haben, was soll das denn…“? Der Arzt meinte nur „naja, dann geben sie ihr doch einfach ein Klemmbrett und einen Stift, ist doch völlig normal, dass sie mit uns kommunizieren will“ ! Ha! Ein großer Erfolg für mich – und vor allem für mein Ohr 🙂

Ein großer Erfolg auch aus einem anderen Grund. Nämlich, weil ich gemerkt hatte – ich kann noch schreiben. Ich kann meine Hand benutzen. Die Befehle aus meinem Gehirn finden den Weg in meine Hand und meine Hand setzt diese um. Absolut großartig!

Auf keinen Fall möchte ich hier den Eindruck vermitteln, dass ich mit meinem Krankenhaus, dem Team aus Schwestern, Pflegern und natürlich den Ärztinnen und Ärzten unzufrieden bin. Im Gegenteil. Ich fühlte mich dort immer gut aufgehoben und umsorgt. Nur gibt es vermutlich immer den einen Tag oder Moment, an dem man auf einen Menschen trifft, der schlechte Laune hat oder etwas unsensibel ist. Oder auch einfach nur überarbeitet. Deshalb ist das hier keine Kritik sondern nur meine Geschichte und meine Erinnerung an diesen Vorfall.

Ein paar Tage später habe ich unter den bis dahin seeeehr, seeeehr vielen Blättern mit kurzen Notizen, Wünschen und Worten, meine ersten Schreibversuche gesehen und musste herzhaft lachen.
Ich bewundere meinen Arzt bis heute, dass er wirklich verstanden hatte was ich wollte. Einzelne Buchstaben tanzten über das Blatt, kaum zu erkennen, was ein Wort ergeben sollte.

Falls jemand im Großraum München an einem Tumor im Kopf-Hals-Bereich erkrankt ist und vor einer Operation steht – ich war in diesem Krankenhaus und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen:

https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/dachau/unser-angebot/unsere-fachbereiche-und-zentren/kopf-hals-tumorzentrum/

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