Am 4. Februar war Weltkrebstag. Ein Tag von dem ich noch vor 3 Jahren im Februar nicht dachte, dass er mir mal so wichtig sein wird. Aber in 3 Jahren kann sich viel ändern. Ein ganzes Leben zum Beispiel. Das Motto des diesjährigen Weltkrebstages lautete wie schon seit 2019: Ich bin und ich werde.
Weltkrebstag – Ich bin…
Ich bin Überlebende dieser Geschichte
Im April 2018 habe ich eine wunde Stelle hinten links an meinem Zungenrand entdeckt. Ende Mai schmerzte diese Stelle plötzlich sehr stark. Weder meine Zahnärztin noch mein MKG-Arzt dachten an Krebs überwiesen mich aber zu einem Spezialisten auf dem MKG Gebiet. Nach einer Biopsie ohne Ergebnis sollte ich abwarten und mich in ca. 3 Monaten wieder melden. Da ich mir immer sicherer war, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmt, bin ich auf eigene Faust wieder zum Spezialisten. Nun wurde ich mit Verdacht auf eine Speicheldrüsenverstopfung operiert. Die Gewebeproben wurden wieder eingeschickt. Erst jetzt kam raus, was ich schon länger ahnte – Zungenkrebs. Sehr schnell wurde nun eine Staging-OP durchgeführt und sofort die große OP geplant. Zungentransplant. OP Dauer etwa 11 Stunden. Circa 8 Wochen nach der OP begann ich mit einer 6 wöchigen Strahlentherapie. Volle Strahlung an 31 Terminen. Die lange Version kannst Du unter der Rubrik Zungenkrebs nachlesen.
Die Spätfolgen meiner Krebserkrankung
Die Bestrahlung hat meine Speicheldrüsen zerstört. Ich habe nur noch sehr wenig Speichel. Dieser ist aber wichtig um die Zähne von Essensresten zu befreien. Dadurch habe ich eine erhöhte Kariesgefahr. Durch den trockenen Mund wache ich Nachts 3-5 mal auf und muss etwas trinken. Ich habe keinen durchgehenden, erholsamen Schlaf mehr. Mein Kieferknochen wurde durch die Bestrahlung extrem geschädigt und zeigt jetzt schon starke Abbauerscheinungen. 2 Backenzähne habe ich seitdem schon verloren. Außerdem besteht die Gefahr einer Osteomyelitis für den Kieferknochen. Ich kann keine trockenen, scharfen oder sauren Gerichte mehr essen. Meine Aussprache mit Zungentransplantat ist zwar sehr gut aber dennoch nicht mehr vergleichbar mit meiner Aussprache ohne Zungentransplantat. Die Haut der bestrahlten Region in meinem Gesicht und an meinem Hals ist sehr empfindlich, faltig und ich darf nicht lange in die Sonne. Manchmal schmerzen auch die Narben im Bereich meines Unterarmes oder meiner Hüfte.

Weltkrebstag – und ich werde…
Ich werde über Zungenkrebs sprechen, aufklären und Mut machen
Der Weltkrebstag möchte auf Krebs aufmerksam machen und ich möchte und werde das auch tun. Mit meinem Blog, Facebook- und Instagramprofil will ich Menschen erreichen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich. Ich werde hier über Zungenkrebs sprechen und schreiben. Es ist eine Krebsart, die immer in die Nähe von „alten, rauchenden und trinkenden Männern mit mangelnder Zahnhygiene“ gestellt wird. Das ist es aber schon lange nicht mehr! Immer mehr Frauen, auch in jungen Jahren erkranken an Zungenkrebs oder einer Krebsart im Mund-Hals-Bereich. Bei vielen Patientinnen konnte im nachhinein ein Zusammenhang mit HPV-Viren festgestellt werden. Das ist ein Grund, warum es immer mehr Frauen trifft. Da ich bei meinen vielen Arztgesprächen oft gehört habe „das können wir ihnen nicht sicher sagen, da sie nicht die Zungenkrebs-Zielgruppe sind“ ist mein Traum eine Onlinedatenbank, die anonym die Diagnosen, durchgeführten Operationen und weiteren Behandlungen (Bestrahlung, Chemotherapie und beides kombiniert) sammelt und auswertet. Und zwar nur von Frauen! Dadurch könnten die behandelnden Ärzte/innen sicherlich sehr viel voneinander lernen und die Therapie für die Patientinnen verbessern. Genug Daten sollte es wohl leider geben. Ich werde weiter für die da sein, die gerade ihre Diagnose bekommen haben und viele Fragen, Angst und Unsicherheit haben. Denn, was macht man wenn man wieder zu Hause ist? Man googelt. Und findet generell sehr wenig über Zungenkrebs. Wenn man etwas findet, dann sind es leider nur Berichte über einen tödlichen Verlauf der Krankheit. Auch das möchte ich mit meinem Blog ändern. Ich werde weiterhin Mut machen und bei Fragen oder Gesprächsbedarf zur Seite stehen.